PERFEKTIONISMUS Fehler machen ist menschlich!
Shownotes
Infos zur Folge:
Linktipp:
https://de.wikipedia.org/wiki/Paretoprinzip
Maikes Lesetipp:
…
„Ruhe im Gewusel“ Der neue Podcast mit Maike Hewing und Helge Hinsenkamp produziert von HinSEHENkamp
Technik und Schnitt: Tobias Schultze
Immer freitags und dienstags. Überall wo es Podcasts gibt.
Musik Intro und Outro:
Jazzy Spot von Serge Quadrado Music über Pixabay.com
Vielen Dank für den coolen Sound! Thanks a lot!
Transkript anzeigen
00:00:00: Ruhe im Gewusel. Im Gewusel. Mensch, Meike. Hege, hege. Komm, ich sing noch mal. Wer ist schon perfekt? Sing mit. Auf der da wurde keiner je entdeckt. Ruhe im Gewusel. Im Gewusel.
00:00:26: Perfekt sind wir. Meike, du bist perfekt.
00:00:33: Aber das ist interessant. Wenn man so was so unverhofft gesagt bekommt, wir sind alle perfekt.
00:00:42: Natürlich sind wir alle perfekt. Aber trotzdem hat es dir den Bauch gebindselt.
00:00:45: Natürlich.
00:00:46: Und das ist so, man kann das irgendwie gar nicht annehmen, weil man denkt, wenn der wüsste. Aber genau darum geht es.
00:00:51: Perfektionismus heute bei Ruhe im Gewusel. Viel Spaß.
00:00:55: Hallo, Meike, erstmal. Ich habe dich gar nicht richtig begrüßt, weil wir uns hier vorher immer schon begrüßen. Ist das immer Mikro. Hallo, Meike.
00:01:03: Hallo, Helge. Schön dich zu sehen.
00:01:05: Herzlich willkommen bei Ruhe im Gewusel, liebe Wuselons da draußen. Was macht ihr gerade? Joggen?
00:01:13: Auf jeden Fall Podcast hören und da freuen wir uns, dass ihr das macht. Vielleicht. Perfektionismus ist heute unser Thema. Los geht's.
00:01:21: Kleiner Nacht klappt noch zum letzten Mal Steuerklärung. Ich habe wenigstens schon mal angefangen aufzuschreiben, dass ich es vorhab.
00:01:28: Sehr gut. Und hast du auch schon die Zeit eingeteilt? Nein, das mache ich noch.
00:01:33: Aber der erste Schritt ist schon mal da. Aber wer ist schon perfekt? Auf der Erde wurde keiner je entdeckt. Es hat jeder seine Schwächen, die er nicht verbergen kann.
00:01:45: Aber mit der Zeit gewöhnt man sich daran. Das heißt, dass man auch Schwächen lieben kann. Ich wollte dich doch mal ein bisschen in den Fremdschirmlaune hier bringen.
00:01:56: Ne, kannst du nicht. Bei dir bin ich völlig schambefreit.
00:02:01: Rolf Zukowski, glaube ich. Es ging mir schoss mir bei der Vorbereitung direkt durch den Kopf. Das ist so auch etwas, was so durch mein Leben geht. Wer ist schon perfekt?
00:02:14: Und so weiter. Ihr habt es jetzt schon gerade einmal ertragen müssen. Und ich sehe das bisschen Brötchen in deinem Gesicht. Oder kommt es noch nachher.
00:02:21: Das kommt vom Tee. Ja. Also heute unser Thema. Perfektionismus.
00:02:27: Was? Und das habe ich mich übergefragt. Wir starten ja immer ein mit unseren sofort durchstattertipps, die wir Leuten an die Hand geben.
00:02:34: Weil Perfektionismus ist ja mal so ein Ding. Müssen wir uns irgendwas anderes überlegen, ne?
00:02:38: Ja, weil sofort durchstarten tut man damit meistens nicht. Jetzt gibt es ein paar Ideen und man kann auch sehr, sehr gut daran arbeiten. Aber wir gucken mal, was darum kommt, oder?
00:02:48: Ja, du hast ja bestimmt dir Gedanken gemacht. Natürlich.
00:02:51: Und die Saison. Wer ist schon perfekt? Niemand ist perfekt. Aber warum wollen denn so viele perfekt sein?
00:03:01: Ja, gute Frage, wenn man sich das überlegt und eigentlich auch wieder ganz klar. Wenn ich perfekt bin, dann mache ich alles richtig und dann mache ich keine Fehler.
00:03:09: Punkt.
00:03:10: Dann bin ich beendet.
00:03:14: Ja, das klingt ja jetzt erstmal positiv, ne? Etwas richtig machen zu wollen. Ich mache keine Fehler. Etwas Bestmögliches abzuliefern mit gutem Ergebnis oder sehr gutem Ergebnis.
00:03:25: In unserer Gesellschaft funktioniert das ja auch immer ganz gut, ne?
00:03:28: Das wird in unserer Gesellschaft auch perfekt tatsächlich vorangetrieben, dieser Perfektionismus, dieses Leistungsstreben.
00:03:37: Und auch in dieser Sendung sage ich wieder, die Dosis macht das Gift. Es ist natürlich richtig gut, sich verbessern zu wollen und weiterzukommen, sich zu entwickeln, flexibel zu sein.
00:03:50: Und so einen Ansporn sich zu verbessern hat ja auch viel mit Motivation zu tun.
00:03:56: Aber wenn eben aus einem "Ich will mich verbessern" ein "Ich muss mich verbessern" sonst ist die andere Leistung, die ich davor gebracht habe eben nicht an Erkennungswert, dann habe ich ein Problem.
00:04:08: Dann wird das wirklich der Perfektionismus zu einem Problem.
00:04:12: Jetzt müssen wir ja mal eben klären, was ist denn überhaupt Perfektionismus? Also, wie macht er sich bemerkbar?
00:04:18: Du hast es gerade so positiv ausgedrückt. Aber es schwingt ja, ist Perfektionismus, klingt ja auch negativ. Aber vielleicht sehen wir es einfach gar nicht negativ und feiern den Perfektionismus.
00:04:30: Tatsächlich würde es, wenn wir von dem ursprünglichen Wort Perfektionismus oder Perfekt ausgehen würden, bedeutet das erstmal nur "Vollendet, vollbracht und vollkommen".
00:04:44: Und das sind wir Menschen ja per se, wenn wir auf die Welt kommen schon mal. Also wir sind schon von Anfang an perfekt.
00:04:51: Was wir aber oft nicht so wahrnehmen und deswegen versuchen wir immer besser zu werden, weil wir das Gefühl haben, so wie wir jetzt sind, reicht es nicht.
00:05:00: Und das ist auch oft eben dieses Gefühl, dass wir immer in einem Mangel denken sind, dass wir immer das Gefühl haben, also wenn wir perfektionistisch veranlagd sind oder perfekt sein wollen,
00:05:09: dass wir das Gefühl haben, so wie ich es jetzt mache, reicht es nicht aus. Und das hängt ganz, ganz viel mit Selbstzweifeln auch zusammen oder mit fehlendem Selbstwertgefühl und auch Wertschätzung für die eigene Leistung.
00:05:23: Gut, also lerne ich jetzt. Es gibt positiven und negativen Perfektionismus. Wenn man da so mal links und rechts klickt im Internet, sprechen die Leute ja auch davon.
00:05:33: Positiv klar, es soll ja auch zu Ergebnissen irgendwie was kommen. Es ist ja auch bei mancher Arbeit vielleicht super wichtig.
00:05:41: Ich sag mal, wenn ich in ein Flugzeug steige, möchte ich ja auch, dass da jemand perfekt gearbeitet hat.
00:05:47: Sehr gerne.
00:05:48: Oder in der Medizin ist ja auch so ein Ding, wo muss man ja auch möglichst nah ans Perfekt rankommen überall oder im Idealfall, also das Perfekteste.
00:05:59: Also jetzt hattest du ja den negativen Perfektionismus angesprochen. Was ist negativ? Ich sag mal, wenn man da so links und rechts guckt, Versagensängste sind da mit verbunden oder niedriges Selbstwertgefühl?
00:06:12: Ja, zum Beispiel, aber auch eben stark überhöhte Standards oder teilweise auch sogar unrealistische Standards oder unrealistische Erwartungen an sich selbst.
00:06:22: Und das große Problem ist eben auch so eine Form der Realität, also der Festgefahrenheit. Das muss immer alles perfekt sein.
00:06:32: Also ist das was, was von außen auf einen einwählt?
00:06:35: Das kann, dass ich halt einen Arbeitskollegen oder einen Chef habe oder eine Mutter oder sonst einen Vater, kann es natürlich auch sein.
00:06:43: Und die von mir höhere Leistungen erwarten, als ich in dem Moment schaffe zu bringen. Also das eben mal, das ist auch vielleicht auch eine Ursache dafür.
00:06:53: Aber ich habe auch selber halten oder oft habe ich selber einen sehr starken inneren Kritiker, der das, was ich schon bereits geschafft geleistet habe, zu wenig anerkennt und eben mehr von mir fordert.
00:07:06: Was sind das so für Beispiele? Was gibt es da?
00:07:10: Also ich kenne Perfektionismus, der mir nicht gut tut selber bei mir.
00:07:14: Wenn ich im Coaching bin, dann gibt es so einige, ich sage mal, Anforderungen an den Coach, zumindest in der Arbeit, wie ich arbeite.
00:07:24: Nämlich, dass der Coach immer auch sehr bei sich ist und sehr spürt, was bringt mir mein Gegenüber eigentlich für Signale, körperliche Signale.
00:07:32: Und manchmal denke ich, ich bin viel zu viel bei dem anderen. Ich schaffe das gar nicht bei mir zu sein und bei dem anderen zu sein.
00:07:40: Wie soll ich das schaffen, mich und den anderen quasi zusammen in einen Raum zu bringen oder im Raum zu halten, wo ich meine Aufmerksamkeit sowohl mir und meinen inneren Anteil oder meinen Gefühlen quasi die Aufmerksamkeit schenke, die sie brauchen, um im Kontakt zu bleiben, mit dem anderen aber auch in seiner Geschichte zuzuhören.
00:08:00: Und da denke ich manchmal, poh, also wie schaffen das denn die guten Therapeuten oder auch Coaches, und dann denke ich mir mal, quatsch.
00:08:09: Also ich bin ja gut und das funktioniert ja total gut und ich muss überhaupt keine Gedanken machen, aber da neige ich immer dazu, wenn ich dann Bücher lese, Fachbücher lese, die damit so tollen Beispielen gespickt sind, wo ich dann denke, oh Gott, die macht das aber toll.
00:08:25: So will ich auch sein. Also wenn ich groß bin, dann möchte ich auch mal so gefühlt.
00:08:30: Und damit werte ich ab, was ich bereits bin und was ich gut mache, weil ich nur noch eben, und das ist das große Problem beim Perfektion, das sehe ich, was ich noch nicht kann.
00:08:40: Und das lenkt den Fokus auf was Negatives, auf Mangel, auf Inkompetenz, die ich die Faktor nicht habe.
00:08:49: Also natürlich kann ich nicht alles wissen, ich sage jetzt auch nicht, dass ich keine Ahnung, allwissend bin, aber ich habe schon meine Kompetenz, die für diesen Bereich gut ausreicht.
00:08:58: Und ja in manchen Situationen denke ich, ne, du musst noch was, noch mehr machen, noch mehr Ausbildung machen, du musst noch mehr üben, bei dir zu bleiben und den Klienten zu sehen.
00:09:09: Und das ist völliger quatsch, weil damit setze ich mich unter Druck.
00:09:11: Du warst ja schon, bis ja eigentlich schon in der Analysephase, also du weißt, was das ist. Aber ich glaube, wenn du perfektionistisch bist, würdest du ja jetzt immer dagegen anrennen, immer versuchen, das zu schaffen, den mit, also deinen Partner da mit zu verstehen, immer gleichzeitig und immer mit Fachliteratur übertoppen zu wollen.
00:09:35: Und das ist eben immer immer, ne? Ich muss immer höchste Leistung bringen, ich muss immer das Allerbeste geben, also dieses übertriebene, dieses starre, immer enorm hohe Erwartung und enorm hohe Leistung zu bringen.
00:09:50: Ja, und was steckt denn dahinter? Ist das, was ich glaube mal so angesprochen habe, das sind das Versagensängste, dass man meint, man muss besser sein, weil wenn man versagt, ist man keiner mehr?
00:10:03: Oder unter anderem, ne? Also auch da gibt es ganz viele Gründe, dass eine kann, also Perfektionismus kann einem auch Sicherheit geben, ne?
00:10:11: Also Sicherheit schenken, dass ich eben alles richtig gemacht habe, was so zu meinem Aufgabenbereich gehört. Versagensängste, aber auch Angst Fehler zu machen.
00:10:21: Manchmal ist es ja sehr ähnlich, diese Angst vor Fehlern. Perfektionismus entsteht, aber auch aus so ein bisschen magischem Denken heraus.
00:10:30: Also auch da kann ich vielleicht von meiner Arbeit erzählen. Ich arbeite viel mit inneren Anteilen und da gibt es erwachsene Anteile und es gibt Anteile, die halt noch sehr kindlich sind, also die im Kindesalter entstanden sind.
00:10:44: Das müsste man vielleicht mal irgendwann mal anders ein bisschen näher erklären, aber Perfektionismus ist oft ein beschützender Anteil, der sehr jung ist, weil der auf magischem Denken beruht.
00:10:54: Wenn ich alles richtig mache, dann kann mir nichts mehr passieren.
00:10:58: Ah ja, das klingt fatal irgendwie. Total. Es klingt ja charmant, aber so magisch und aber dann sagst du, wenn ich alles richtig mache, ja.
00:11:09: Man kann nicht alles richtig machen. Sag ja immer Perfektionismus und Menschsein schließt sich aus. Also wir sind ja schon perfekt. Wir brauchen nicht mehr.
00:11:19: Wir können nicht noch mehr draufsetzen. So als Mensch, wie wir auf die Erde kommen, sind wir vollkommen. Es hört sich total bescheuert an. Ich weiß das für einige da draußen.
00:11:28: Aber was wollen wir noch großartig ändern? Wir sind ja schon perfekt mit zwei Beinen, zwei Armen ausgestattet und alles, was wir brauchen, lernen wir im Leben.
00:11:35: Wir haben auch eine Dame, um sich auf den Rücken zu kratzen.
00:11:37: Der war schön.
00:11:39: Ich weiß nicht, wie es aussehen könnte.
00:11:41: Patsch!
00:11:43: Ja, aber das ist ja unsere Denke jetzt, deine oder es ist so die Idealdenke, das so zu denken, aber unsere Gesellschaft tickt doch ein wenig anders.
00:11:55: Ja, weil über diesen überhöhten Anspruch an andere ja auch enorme Bedarfe entstehen und Bedürfnisse entstehen. Das sehen wir doch beim Körperkult und und und. Also ein Körper, der nicht perfekt ist, der muss trainiert werden.
00:12:08: Die Leute müssen abnehmen, die brauchen eine Schönheits-OP oder oder oder Make-up, um etwas, was noch nicht perfekt ist, perfekt zu machen. Perfekt Make-up.
00:12:19: Und da entsteht, das ist Wirtschaftskraft oder wie soll man das machen nennen?
00:12:26: Also hinter dem Ja, da sind wir auch beim breiten Thema. Also diese Markelosigkeit, die durch die Werbung dargestellt wird.
00:12:38: Nur wenn du perfekt bist, wenn ich mir gerade so hoch komme, das ist für mich ein totales Triggerthema. Nur wenn du perfekt bist, hast du auch den Grund zu lachen.
00:12:48: Was verkauft einem ja die Werbung? Du musst schlank sein, schön sein, weiße gerade Zähne haben und und und und dann darfst du auch lachen. Aber wenn du vielleicht krank bist oder wenn du ein krumme Zähne hast, dann hast du keinen Grund für Lebensfreude.
00:13:03: Da sind wir natürlich im ganz schwierigen Bereich. Diese ganze Marketingnummer, das stößt mir dann auch immer wieder auf, wenn ich das sehe.
00:13:10: Und im Grunde werden dann jetzt ja vermeintlich andere gezeigt. Die sind aber auch irgendwie immer dann doch schöner oder die krummen Zähne sind dann halt doch die, die man nett findet.
00:13:23: Also im Grunde bleibt es immer dieses, du musst dann dich perfekt machen.
00:13:31: Wir haben Angst vor Hesslichkeit.
00:13:33: Ja, das ist schön. Wir brauchen doch auch immer wieder ein neues Thema.
00:13:41: Machen wir mal. Aber es sind ja auch so die darin lebensnahen Sachen.
00:13:45: Da gibt es tatsächlich zum Thema Hesslichkeit, gibt es eine coole Folge von Sternstunde Philosophie im Internet.
00:13:53: Da geht es tatsächlich um das Thema Hesslichkeit. Die hatten mir auch die Augen geöffnet, wie sehr wir Hesslichkeit abwertend und auch als wirklich auch teilweise als Gefahr empfinden.
00:14:06: Vielleicht wäre das ja mal was. Wir ziehen uns beide diesen Podcast rein und reden dann mal drüber.
00:14:14: Und ihr kriegt unten den Link zu Sternstunde Philosophie Hesslichkeit.
00:14:20: Ja, sind wir da bei dieser ganzen perfekten Welt im Aussehen, Körper gestält.
00:14:29: Ich sage mal eine gewisse Perfektion. Es klingt so negativ, aber es ist ja schon Gesundheit.
00:14:41: Es verbindet sich ja oft mit einer gewissen Fitness und so weiter. Man will ja vielleicht auch gesund und dadurch glücklich durchs Leben schreiten.
00:14:53: Aber das ist was anderes vermutlich.
00:14:56: Ja, du hast das kleine Wort mit einer gewissen Fitness.
00:15:00: Ja, das ist wieder die Dosis.
00:15:02: Aber ich sage mal 80 Prozent der Frauen, die ein Kind bekommen haben, die haben eben nicht mehr diese glatte Bauchdecke wie auch immer.
00:15:13: Die haben da ihre Schwangerschaftsstreifen und so.
00:15:17: Und das ist halt eben nicht mehr perfekt. Und das würde ja dann nach diesem Maßstab bedeuten, ich bin nicht mehr 100 Prozent das Wert, was ich wert war vor der Schwangerschaft.
00:15:28: Und das ist ja überhaupt nicht so. Und wir sind ja hier erstmal nur bei Äußerlichkeiten.
00:15:35: Wir sprechen uns, wenn wir uns dem Perfektionismus quasi hingeben, sprechen wir uns ja tatsächlich diese Fehlhaftigkeit des Menschseins einfach ab.
00:15:48: Wir als Menschen kommen auf die Erde und wir müssen lernen durch Trial und Error. Also durch Versuch und Irrtum.
00:15:55: Da heißt es ja nicht Fehler, sondern es heißt Irrtum. Ich habe mich geirrt.
00:16:01: Und anders können wir nicht lernen. Und das Perfektionismus würde bedeuten, wir dürften nicht mehr irren, wir dürften nicht mehr einen falschen Weg gehen oder einen Weg gehen, der uns nicht weiterbringt und den dann ändern.
00:16:12: Sondern wir wüssten immer sofort, was richtig ist für uns. Dann wären wir perfekt. Aber das ist halt de facto nicht so.
00:16:18: Ja, aber das findet natürlich in den sozialen Medien. Es findet überall statt.
00:16:22: Einer ist ja mal nicht perfekt in der Sprache. Man will auch perfekt sein.
00:16:28: Ist ja nicht perfekt. Sofort fliegen alle drauf, zerfleischen ihnen den Kommentaren, den Menschen.
00:16:36: Gut, das ist natürlich ein gesellschaftliches Problem.
00:16:41: Großes. Aber wie gesagt, es hat eine enorme Kaufkraft dieses Problem.
00:16:46: Aber wie schütze ich mich denn?
00:16:49: In dem ich mal ganz schnell geantwortet, in dem ich mal in die Natur schaue. Also Perfektionismus wird ja auch mit Schönheit oft verbunden.
00:16:59: Mit Vollkommenheit, mit Schönheit. Und wenn ich in die Natur schaue, da ist nichts Perfekt. Und trotzdem ist alles schön.
00:17:07: Es gibt keine einzige gerade Linie in der Natur. Die gibt es einfach nicht.
00:17:14: Und trotzdem ist die Natur unglaublich schön und unglaublich vollkommen und wird als vollendet empfunden.
00:17:22: Also wie gesagt, der Wort laut oder die Wortbedeutung, die ursprüngliche, bedeutet nicht, dass ich keine Fehler mache, sondern dass ich vollkommen bin und dass etwas vollendet ist.
00:17:33: Klingt also schön, aber ich bin unter Umständen ja isoliert, wenn ich mich, ich sag mal, weniger perfekt gebe.
00:17:44: Ja, das glaube ich gar nicht, dass man isoliert ist, sondern oft ist es ja tatsächlich so, wenn einer mal anfängt zu sprechen oder auch mal dazu zu stehen, dass er Fehler macht oder dass ihm etwas nicht leicht fällt, dann kommen ganz viele und sagen, also gegens mir auch.
00:17:59: Und das ist ja, es ist oft einfach erstmal nur eine Hemmschwelle, die überwunden werden.
00:18:03: muss und tatsächlich drüber reden hilft immer und es wirklich, ich meine je älter man wird,
00:18:10: wir sind jetzt auch nicht mal die allerjüngsten, aber ich glaube diese Weisheit, die das tatsächlich
00:18:15: in sich trägt, diese Weisheit, dass ich Fehler ihr Thymar brauche, um mich weiterzuentwickeln,
00:18:25: die entsteht ja auch erst im Laufe des Lebens. Leider, wenn wir das Kindern schon mitgeben würden,
00:18:31: dass wir denen sagen würden, aber wir sind ja halt viel auch an der Erziehung, haben wir einen großen
00:18:37: Einfluss auf unsere Kinder. Wenn wir da schon direkt auch mehr mitgeben würden, es ist total in Ordnung,
00:18:43: dass du Fehler machst. Es ist auch in Ordnung, dass du jetzt hier gerade wütend bist und keine Ahnung,
00:18:49: was durch die Gegend gefeffert hast und also aufhört, Kinder dafür zu bestrafen oder dazu
00:18:55: zu sanktionieren, wenn die etwas nicht richtig machen. Gut, da sind wir Erziehung. Ja, ganz
00:19:01: großartig. Wir nehmen einen großen Anteil wahrscheinlich. Wenn ich das als Erwachsenheitsvater
00:19:07: oder Mutter vorlebe, das immer alles perfekt sein muss, Kinder beobachten ja auch Direktionen dann
00:19:13: von dir, wenn du etwas nicht perfekt gemacht hast, wie du dich dann selbst behandelst oder erleben
00:19:19: die Mutter, wie sie kritisch vom Spiegel steht, sich abwertet oder was auch immer. Also Kinder
00:19:25: sind so empfindlich dafür und das übernehmen die, weil wir sind die Vorbilder unserer Kinder. Also
00:19:31: heißt eher vor Bild, vor Leben des Bildseinstands zu erziehen. Ja, das sowieso. Aber das können wir
00:19:39: auch mal an anderer Stelle vertiefen. Schulsystem. Auch. Haben wir natürlich auch klassische Strukturen.
00:19:46: Total. Auch da wird man für Fehler sanktioniert und bestraft durch schlechte Noten. Bereitet aber
00:19:51: ideal auf unsere Leistungsgesellschaft vorhin. Absolut, ja. Und diese Leistungsgesellschaft
00:19:56: ist ja wichtig, damit die Kaufkraft erhalten bleibt. Ja, ja, hier ist ein Bashing heute
00:20:00: angeht. Aber wir müssen das ja mal anführen. Tatsächlich, es ist so. Wenn wir alle, also Perfektionismus,
00:20:07: der Anspruch perfekt zu sein, erschafft eine enorme Unzufriedenheit bei den Menschen. Und was
00:20:14: machen unzufriedene Menschen, die kaufen Dinge, um sich zufriedener zu machen? Schuhe, Alkohol,
00:20:20: Klamotten, Computer, vielleicht auch Fortbildungen, um besser zu werden. Also es ist, das dadurch wird
00:20:28: ja durch diese Unzufriedenheit, die durch überhöhte Ansprüche, nochmal Perfektionismus,
00:20:33: ist ein überhöhte Anspruch an mich durch andere oder an mich selbst, durch mich selbst. Der führt
00:20:40: zu Unzufriedenheit, weil ich diesen Anspruch nicht erreichen kann oder nicht erreichen werde. Ja,
00:20:45: das heißt, die Analyse könnte ja schneller sein. Aber ich muss ja irgendwie sehen,
00:20:49: dass ich da wieder rauskomme. Ich habe noch eine Sache, habe ich jetzt noch. Was ist denn da
00:20:54: wieder mit Belohnungssystemen? Wenn das System sagt, es gibt Geld für Noten, Geld für ein
00:21:02: geschossenes Fußballtor, habe ich auch schon gehört. Also dann treibe ich meine Kinder, ja.
00:21:08: So ein Perfektionismus. Ja, und du vor allen Dingen treibst du die dazu, immer nur etwas zu tun,
00:21:15: um etwas anderes zu bekommen. Und nicht, weil es sich für sie gut anfühlt. Also eine gute
00:21:20: Note per se sollte doch eigentlich schon eine Belohnung sein, wenn man überhaupt von Belohnung
00:21:26: sprechen kann bei Noten. Aber der Fokus sollte doch viel mehr darauf liegen, also bei Kindern,
00:21:32: dass wir, ich weiß, dass das Schulsystem nicht hergibt, aber es sind, wir müssen unsere Kinder
00:21:39: und uns selbst wieder als individuelle Menschen und als Individualisten, als individuelle Wesen
00:21:45: sehen, dass jeder Stärken und Schwächen hat. Und das ist viel wichtiger und auch für die
00:21:50: Gesellschaft viel, viel gewinnbringender ist, wenn wir die Stärken eines jeden Menschen fördern
00:21:57: und die Schwächen durch diese Stärken ausgleichen lassen, soweit ausgleichen, wie es notwendig
00:22:04: ist, damit diese Schwächen, vermeintlichen Schwächen nicht im Leben stören, aber ansonsten
00:22:11: viel mehr Stärken fördern. Das, was wirklich wichtig ist, ist das Fördern der Stärken.
00:22:17: Dadurch entsteht Selbstvertrauen, dadurch habe ich auch Mut, Feder zu machen und dadurch
00:22:22: schwindet auch dieser Anspruch perfekt zu sein. Weil ich weiß, dass ich Dinge, andere Dinge
00:22:28: gut kann, dann ist es nicht so schlimm, wenn ich in einem anderen Bereich etwas nicht gut
00:22:30: kann.
00:22:31: Damit würde sich, ich sage mal, langfristig die Gesellschaft ja verändern.
00:22:35: Absolut.
00:22:36: Wie ist es denn bei mir selbst, bei den Zuhörenden selbst, wie erkenne ich, dass ich zu perfektionistisch
00:22:45: bin? Ich sage mal, ein gewisser Drang haben wir ja schon besprochen, also etwas gut zu
00:22:50: machen ist ja gesund. Ja, wo kann er kenne ich das?
00:22:56: Ja, das ist schwierig, glaube ich, das bei sich selbst festzustellen, weil das wäre
00:23:03: ja etwas, was diesen Perfektionismus, den ich anstrebe, quasi konterkariert.
00:23:08: Genau, das ist ja die Fall, der ich sage mal.
00:23:10: Es werden eingestehen von Schwäche, dass etwas nicht so ist, wie es sein sollte. Und
00:23:15: deswegen ist sich ein Perfektionismus einzugestehen enorm schwierig. Aber für Menschen, die da
00:23:22: tatsächlich, also die meisten Leute wissen das, die meisten Leute wissen das, manche
00:23:29: sind stolz drauf am Anfang und irgendwann nicht mehr, weil sie merken, dass das enorm
00:23:34: viel Kraft kostet. Kennst du das Pareto-Prinzip?
00:23:37: Oh, super, aber es hört sich schon mal schön an vom Wort. Pareto-Prinzip.
00:23:41: Pareto-Prinzip.
00:23:42: Pareto-Prinzip. Was ist es denn?
00:23:46: Das ist, dass ich mit 20 Prozent meiner Leistung, 80 Prozent des Ergebnisses, so mal ganz
00:23:51: grob gesagt, erreiche. Und für die restlichen 20 Prozent, um von einem guten Ergebnis zu
00:23:56: einem perfekten Ergebnis komme, brauche ich die restlichen 80 Prozent der Energie.
00:24:03: Davon habe ich so gehört, ich hatte es nicht mehr in diesem Prinzip zuordnen.
00:24:07: Ich glaube, das heißt Pareto, oder?
00:24:08: Kann ja sein.
00:24:09: Pareto ist das Essen und Pareto ist das Prinzip.
00:24:11: Ja, für den Du bist die Expertin und ich finde, das spricht ja genau gegen diesen
00:24:19: Perfektionismus. Also er sagt einem, mach doch die 20 Prozent, dann hast du die 80 und
00:24:24: mach dann fürs Nächste wieder die 20 und genieße und mache eine Tour.
00:24:28: Ja, genieße das Leben. Du wirst Perfektionismus, wird man nie erreichen Perfektionismus und
00:24:33: Menschsein schließt dich aus. Ich sage es noch fünfmal in dieser Stunde.
00:24:37: Perfektionismus und Menschsein schließt sich aus. Wir können etwas perfekt beherrschen,
00:24:51: das kann sein in einer gewissen Disziplin und das ist auch in Ordnung so ein Chirurg.
00:24:56: Und ein Flugzeugmechaniker sollte seine Arbeit im besten Falle perfekt beherrschen, in vielen
00:25:03: Fällen herrscht oder würde auch 90 Prozent ausreichen. Aber gut, wir nehmen mal den Neuroshirurgen,
00:25:09: der muss das wirklich perfekt können. Also der dann bei mir im Gehirn rum operiert, der
00:25:14: sollte das Perfekt, das Operationsbesteck perfekt halten können. Aber das eben kostet enorm.
00:25:22: Diese 80 Prozent Energie, die wir haben, die dazu führt, dass etwas Gutes, etwas Perfektes
00:25:27: wird, das kostet so viel Kraft und wir brauchen ja auch Zeit, um diese ganze Kraft wieder aufzuholen.
00:25:33: Das heißt, wenn der Neuroshirurg auch noch eine perfekt geputzte Wohnung hat und einen
00:25:39: perfekt gestellten Körper, wo bleibt da die Zeit, um das Ganze auch zu genießen, der ist
00:25:46: ja nur damit beschäftigt, das aufrecht zu erhalten.
00:25:49: Ja, also opfern war den Neuroshirurgen und den Mechaniker für Flugzeuge der Gesellschaft,
00:25:57: die müssen halt perfekt sein. Alle anderen können sich auf die 80 Prozent konzentrieren.
00:26:05: Da ist er, wie gesagt, also wenn der Neuroshirurg während seiner OP's 100 Prozent gibt und
00:26:11: perfekt ist, kann er ja vielleicht nachher beim Berichteschreiben nur noch 20 Prozent
00:26:17: geben und 80 Prozent. Also ist gut.
00:26:19: Wie wollte jetzt überleiten oder zu den 20 Prozent kommen? Wie komme ich denn dazu, dass
00:26:27: ich sage ich mal 20 Prozent tue und um 80 Prozent zu erreichen und das dann auch für
00:26:34: mich als das reicht empfinde? Was kann man da tun?
00:26:37: Ja, wie gesagt, das ist nicht ganz so leicht. Also tatsächlich geht es erst mal um Anerkennung
00:26:45: und Wertschätzung, was ich schon bereits alles gemacht habe, um diese 80 Prozent auch zu
00:26:50: haben und dass ich das Ergebnis von 80 Prozent anerkenn und Wertschätzung, dass nicht als
00:26:55: schlecht bewährte, bloß weil es nicht eben die 100 Prozent sind, sondern die 80 Prozent
00:27:01: sind schon richtig gut. Was für einen Perfektionisten eine enorme Herausforderung darstellt, eben
00:27:08: zu sagen, das ist aber nicht perfekt, ich kann das so nicht lassen. Das ist ein Riesenschritt.
00:27:13: Perfektionismus ist ja oft auch eine Begleiterscheinung von oder kann eine Begleiterscheinung von
00:27:19: Persönlichkeitsstörungen sein, von psychischen Erkrankungen und da steckt oft mehr hinter.
00:27:26: Wie gesagt, der Perfektionismus bietet manchmal auch Sicherheit. Da muss man sich fragen,
00:27:32: wer hat denn Angst? Also wem soll er denn eigentlich Sicherheit bieten? Was ist denn passiert,
00:27:37: dass ich das Gefühl habe, über diesen Perfektionismus etwas Bestimmtes nicht mehr wiederzuerleben,
00:27:44: was ich mal erlebt habe? Da geht es ganz oft, dass der Perfektionismus ein vor etwas Unangenehmen
00:27:50: schützen soll. Was aber vielleicht gar nicht mehr notwendig ist.
00:27:54: Also die Angst, etwas nicht zu erreichen oder etwas nicht wieder zu erreichen?
00:28:01: Nein, die Angst davor, also Perfektionismus hängt oft damit zusammen, dass mal eine Situation
00:28:07: entstanden ist, wie gesagt oft im Kindheits- oder Jugendalter, die stark beschämt worden
00:28:12: ist. Es hat ganz viel zu tun mit Charme und Charme ist ein enorm unangenehmes Gefühl.
00:28:18: Und der Perfektionismus hat sich quasi mit diesem Ereignis ausgebildet, der dann sagt,
00:28:25: ich mache keine Fehler mehr, dann wird mit das nicht nochmal passieren. Deswegen darf
00:28:28: ich keine Fehler mehr machen, ich muss alles perfekt machen. Und dann nimmt er sich seine
00:28:32: Wege, der entwickelt sich, ist wie so ein Charme, der immer wieder gegosten wird und
00:28:36: sich wie ein Riesenbaum entwickelt und der dann wirklich sehr regide und star quasi dein
00:28:42: Leben übernimmt oder deinen Handeln übernimmt und auch deinen Denken übernimmt.
00:28:45: Also relativ früh entsteht das oder wenn die Städte entsteht, dann wird es sich auch
00:28:50: weiterentwickeln?
00:28:51: Ja, das entwickelt sich immer. Das, was du gießt, das wächst. Es gibt kein Patentrezept
00:28:57: gegen Perfektionismus. Tatsächlich ist meines Erachtens. Das ist meine Meinung, meine Erfahrung
00:29:02: auch in der Arbeit mit Klienten ist herauszufinden, wodurch ist der Perfektionismus entstanden
00:29:08: und wovor soll er mich schützen? Und dann, wenn diese Verbindung bekoppelt ist, da steckt
00:29:15: wie gesagt oft ein, ein, ein, alle kennen schon dieses inneres Kind oder viele kennen ja
00:29:20: schon innere Kind Arbeit. Für mich sind das nicht immer alles innere Kinder, sondern verletzte
00:29:26: Anteile. Die können kindlich sein, die können Jugendlich sein. Das können aber auch eine
00:29:29: sehr prägende Erwachsen, Erfahrung im Erwachsenenalter gewesen sein, die dazu geführt hat, dass
00:29:35: ich ab dem und jetzt machst du das, achtest du da richtig strikt drauf. Es ist seltener
00:29:40: oft passiert es im Kindheit und Jugendlichenalter, weil wir da eben auch in ein Gefühl, also
00:29:46: dieses Scham überkommt uns dafür häufiger, weil wir da auch oft in so einer unmächtigen
00:29:51: Situation sind, weil wir den Eltern und den Lehrern ausgeliefert sind, wie auch immer und
00:29:56: uns da gar nicht wehren können. Dadurch entsteht ja auch ein Gefühl von, also ja, Scham und
00:30:01: Ohnmacht zusammen. Also ein unmächtiges Gefühl führt auch auf so einem Schamgefühl. Macht
00:30:06: es das Thema kleiner, wenn ich sage gelassener im Umgang mit sowas? Weil Gelassenheit würde
00:30:11: es ja... Absolut. Aber das musst du erstmal im Perfektionisten sagen, sei mal gelassener.
00:30:17: Also das ist wirklich dieses, all das was man da an Tipps mit gibt, das was wir sonst in
00:30:23: den Sendungen immer machen, das funktioniert beim Perfektionisten nicht. Also er muss
00:30:30: den Grund finden, warum ist der Perfektionismus da? Ich kann es nur nochmal sagen, gufe schützlich.
00:30:36: Als individuelle Erarbeitung des Punktes.
00:30:40: Ja, tatsächlich. Aber eben, das ist das Perfide an der ganzen Sache und da komme
00:30:45: wir wieder zum Bashing. Die Gesellschaft, das Wirtschaftssystem verdient mit Perfektionismus
00:30:52: eine Menge Geld.
00:30:53: Ich habe aber noch etwas gelesen, das wollte ich auch noch drauf kommen, auf das Hochstapler-Syndrom.
00:30:59: Hast du denn davor mal gehört?
00:31:00: Ja, tatsächlich.
00:31:01: Lies sich spannend irgendwie.
00:31:04: Das hat ja etwas damit zu tun, dass ich das Gefühl habe, ich selber bin ein Hochstapler.
00:31:08: Also das ist jetzt nicht dieses Ding, dass ich mich wie ein Hochstapler verhalte, was man
00:31:12: einfach meinen könnte bei diesem Ausdruck, sondern ist das Gefühl, dass ich mich als
00:31:17: Hochstapler fühle und immer so das Gefühl habe, oh Gott, ich mache hier Sachen und
00:31:22: gleich werde ich entdeckt, dass ich das überhaupt gar nicht kann, dass das alles nur Zufall war,
00:31:25: dass das alles nur Glück war, dass ich an dieser Position bin. Und ich weiß gar nicht
00:31:31: so sehr, ob das mit Perfektionismus passt.
00:31:32: Hast du es überhaupt zum Perfektionismus?
00:31:33: Ja, finde ich.
00:31:34: Ich habe es gelesen und dachte interessant, da sind halt Leute, die im Grunde das Gefühl
00:31:39: haben, immer etwas den Leuten vorzumachen.
00:31:44: Also es hat eher was mit dem Selbst...
00:31:47: Dadurch immer noch auf Perfektionismus streben?
00:31:49: Ist ja gar nicht unbedingt so.
00:31:51: Da denken die gar nicht unbedingt dran, dass die da dran könnten an Perfektionismus, sondern
00:31:54: die haben ja...
00:31:55: Dass da geht es eher in Richtung Selbstwertproblematik, Selbstwertzweifel oder Selbstzweifel, dass
00:32:02: die ihre eigene Leistung nicht anerkennen.
00:32:05: Also das ist das, was das mit Perfektionismus ähnlich hat oder gleich hat, nämlich, dass
00:32:12: die bisherige Leistung nicht gewertschätzt wird, nicht ausreichend anerkannt wird oder
00:32:16: genügend gewertschätzt wird.
00:32:18: Aber der...
00:32:19: Ich sage mal, die Konsequenz daraus ist eine andere.
00:32:23: Die versuchen nicht jetzt in erster Linie perfekt zu sein, sondern die haben Angst davor,
00:32:29: entdeckt zu werden.
00:32:30: Die haben Angst davor, als Hochstapler beschimpft zu werden.
00:32:35: Auch das hat wieder was mit Schamstum.
00:32:37: Obwohl sie ja keine Hochstapler sind.
00:32:39: Genau.
00:32:40: Es ist einfach so, das ist die...
00:32:42: Also eher eine fehlende Bewusstheit für die eigenen persönlichen und fachlichen Kompetenzen.
00:32:46: Die bekommen eine Stelle angeboten und haben dann das Gefühl, ja gut, bloß weil der und
00:32:52: der gerade im Urlaub also nicht gefragt wurde, bin ich jetzt gefragt worden.
00:32:56: Und die können gar nicht sagen, nee, ich bin geeignet für diese Position.
00:33:00: Das ist schon die...
00:33:01: Ich bin schon die Richtige, die die gefragt haben.
00:33:03: Sondern die geben das quasi an...
00:33:07: Ja, an das Universum ab und sagen, also ich kann eigentlich gar nichts für, dass ich
00:33:10: jetzt in dieser Position bin.
00:33:12: Perfektionismus und Mensch.
00:33:14: Wie war dein Satz noch?
00:33:17: Sag's.
00:33:18: Perfektionismus und Mensch seien passend nicht zusammen.
00:33:22: Oder schließt sich aus.
00:33:23: Schließt sich aus, ja.
00:33:25: Das heißt also, liebe Leute da draußen, seid mehr Mensch und nicht zu perfekt.
00:33:31: Ich kann ein ganz tolles Buch empfehlen.
00:33:33: Yes.
00:33:34: Das ist vielleicht...
00:33:35: Der Titel ist etwas, der Titel ist etwas vielleicht gewöhnungsbedürftig, aber im
00:33:41: Endeffekt geht es genau um dieses Thema Perfektionismus.
00:33:45: Nach der Erleuchtung Wäsche waschen und Kartoffeln schälen von Jackcorn fehlt.
00:33:49: Und keine Angst, es geht gar nicht nur um irgendwelche Meditationserfahrung und Erleuchtungserfahrung,
00:33:54: sondern um das Streben danach immer besser und perfekter zu sein.
00:33:59: Das ist ein sowohl tuendes Buch, was ich nur wirklich jedem ans Herz legen kann.
00:34:05: Geht danach ein bisschen gelacht oder dabei?
00:34:06: Im Medialfall ein bisschen dabei.
00:34:08: Also der Titel verspricht es ja irgendwie.
00:34:10: Ja, zum Lachen nicht.
00:34:12: Aber man hat so viele klare Momente, wo man denkt, oh ja, man erkennt sich ganz oft
00:34:18: wieder und...
00:34:19: Das erleichtert vielleicht.
00:34:20: Genau, es bringt einen eben in diese Gelassenheit.
00:34:22: Das holt mich wiederum ab.
00:34:26: Dann würde ich sagen, was machen wir nächste Mal, Maike?
00:34:30: Ich würde sagen, Selbst mit Gefühl ist ein wundervolles Thema.
00:34:34: Das klingt gut.
00:34:35: Selbst Mitleid.
00:34:36: Nein, selbst mit Gefühl.
00:34:38: Selbst Mitleid will ja keiner.
00:34:40: Aber wir können ja darüber sprechen, was der Unterschied ist.
00:34:42: Selbst Mitgefühl oder Selbst Mitleid.
00:34:46: Liebe Wuslons, schreibt uns doch mal, was ihr zu diesem Thema sagt und was ihr auch immer
00:34:54: sagen wollt.
00:34:55: Genau, und habt ihr vielleicht Bereiche, in denen ihr perfekt seid und Bereiche, wo ihr
00:35:00: überhaupt nicht perfekt seid und wo euch das auch egal ist?
00:35:02: Das ist ja auch eine interessante Beobachtung.
00:35:04: Komm, ich sing noch mal.
00:35:06: Bitte.
00:35:07: Wer ist schon perfekt?
00:35:08: Sing mit.
00:35:09: Auf der, der wurde keiner je entdeckt.
00:35:13: So, wer, ich keine Sorge.
00:35:15: It's just a perfect day.
00:35:17: Ja, also wer bis jetzt dran geblieben ist, der hat den Sinn der Folge verstanden.
00:35:23: Und nächste Mal sind wir wieder da mit Selbst Mitgefühl.
00:35:26: Ah ja, das ist schön.
00:35:28: Ruhe im Gewusel geht erstmal, aber wir sind gleich wieder da.
00:35:32: Ganz so viele Tage sind es ja nicht.
00:35:34: Und sonst guckt doch einfach mal in die alten Folgen rein, hört mal wieder ein bisschen rum.
00:35:38: Man kann uns immer hören bei ruheimgewusel.de.
00:35:42: Aber jetzt gehen wir erstmal.
00:35:44: Bis nächstes Mal.
00:35:45: Tschüsschen.
00:35:46: Tschüss.
00:35:47: Ruhe im Gewusel.
00:35:50: Der neue Podcast mit Maike Hewing und Helge Hinsenkamp produziert von Hinsehen Kamp.
00:35:55: Technik und Schnitt, Tobias Schulze, immer Freitags und Dienstags.
00:35:58: Überall, wo es Podcasts gibt.
00:36:00: *Musik*
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